Edelborsdorfer
Der Edelborsdorfer (oder Winterborsdorfer oder einfach Borsdorfer) ist die älteste dokumentierte und am längsten nachweisbare deutsche Apfelsorte. Der "Stolz der Deutschen", wie Diel sie bezeichnete.
Er gehört zu den Renetten und ist eine Entdeckung der Zisterzienser, wie auch die Graue Französische Renette.
Frucht
Goldgelb, an der Sonnenseite rot und berostet. Das Fruchtfleisch ist gelblichweiß, fein, saftig, weinwürzig, leicht zimtartig
Baum
Mittelstark, kugelig mit langen, dünnen, oft bis auf den Boden hängenden Trieben und über 100 Jahre alt werdend
Standort
Auch geeignet für Standorte mit schwierigen Bodenverhältnissen, hohen Niederschlägen oder in Höhenlagen
Lagerfähigkeit
Winterapfel, bei passender Lagerung bis in den Dezember und Januar, bis März auch Verwendung als Küchenapfel
Ernte
Ab Mitte Oktober
Eigentlich müsste man von den Borsdorfern sprechen. Es gibt viele lokale Varianten von Borsdorfern, die vermutlich als Sämlinge voneinander abstammen.
Der Edelborsdorfer wurde erstmals 1174 erwähnt - die Namensgebung ist nicht eindeutig geklärt. Die Edelreiser des Borsdorfer Apfels kamen mit den Zisterziensermönchen aus Frankreich. Sie gründetet unter anderem das Kloster Pforta (heute Sachsen-Anhalt) und das Kloster Altzella. Am Tharandter Wald soll im 13. Jahrhundert das Hauptanbaugebiet dieses Apfels gelegen haben. Von dort wurde der Borsdorfer auf Märkten in Freiberg und Meißen verkauft und gelangte auf Pilger - und Handelswegen nach Böhmen, Süddeutschland und Österreich.
Pohrsdorf - dass früher auch Borsdorf geschrieben wurde - liegt im Zentrum des Anbaugebietes und wurde erstmals 1379 erwähnt. Viele alte Quellen sehen daher Pohrsdorf als Namengeber des Borsdorfer Apfels an.
Während der französischen Fremdherrschaft (1807-1816) kam es im Bestand der Borsdorfer Apfelbäume zu schweren Verlusten. Die stärksten Exemplare dieser Sorte (Synonym in Frankreich: "Reinette de Allemagne") wurden in Sachsen gefällt. Danach verbreitete sich der Borsdorfer nie mehr in seinem ehemaligen Maße. Als eine von 10 empfohlenen Apfelsorten war er einst noch im Reichsobstsortiment von 1853 enthalten - 4 Jahre später war er als geringwertig abgesetzt. Als entscheidender Grund kann man die sehr spät einsetzende Tragbarkeit sehen.
Eine wirtschaftliche Bedeutung hat der Borsdorfer nicht mehr, er wird auch nicht mehr im Lebensmitteleinzelhandel angeboten.